Probiotika

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die, wenn sie in angemessenen Mengen eingenommen werden, gesundheitliche Vorteile bieten können. Diese Definition, offiziell von der Weltgesundheitsorganisation festgelegt, unterstreicht die Bedeutung von Probiotika für unsere Gesundheit. Probiotika sind vor allem in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir und Sauerkraut zu finden, können aber auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Warum sind Probiotika wichtig?

Probiotika spielen eine Schlüsselrolle in unserem Verdauungssystem. Sie helfen, die Darmflora zu balancieren, unterstützen die Verdauung, tragen zur Produktion wichtiger Vitamine bei und stärken unser Immunsystem. Ein gesundes Mikrobiom, das durch Probiotika gefördert wird, ist entscheidend für die allgemeine Gesundheit und kann sogar die mentale Gesundheit positiv beeinflussen.

Die Bedeutung von Probiotika für Säuglinge

Probiotika sind für Säuglinge besonders wichtig, da in den ersten Lebensmonaten das Darmmikrobiom aufgebaut wird. Dieses Mikrobiom beeinflusst die Entwicklung des Immunsystems und die Verdauungsgesundheit des Kindes erheblich. In der Darmflora gesunder Säuglinge findet man vorrangig Bakterien der Gattung Bifidobacterium, die mit zahlreichen positiven Gesundheitseffekten in Verbindung gebracht werden. Jedoch können verschiedene Faktoren das Vorhandensein von Bifidobakterien beeinträchtigen:

  • Kaiserschnitt: Bereits bei der Geburt wird das Baby mit Mikroorganismen der Mutter in Kontakt gebracht, die den Grundstein für sein eigenes Mikrobiom legen. Bei Kaiserschnittgeburten findet die Übertragung von mütterlichen Darmbakterien an das Baby nicht statt, wodurch oft wichtige Darmbakterien fehlen.
  • Stillen: Muttermilch ist eine natürliche Quelle für Probiotika und präbiotische Stoffe, sogenannten Humanen Milch-Oligosacchariden (HMO) die das Wachstum gesunder Bakterien im Darm des Babys fördern. Bei nicht gestillten Babys befindet sich in der Regel deutlich weniger Bifidobacterium in der Darmflora.
  • Antibiotika: Diese Medikamente zerstören nicht nur krankmachende Keime, sondern auch nützliche Darmbakterien wie Bifidobacterium. Dies kann das Mikrobiom negativ beeinflussen, da ungünstige Bakterien oft besser überleben.

Ergänzungsmittel für Säuglinge

Wenn aufgrund dieser Faktoren Bifidobakterien im Mikrobiom von Säuglingen fehlen, kann die gezielte Supplementierung mit Baby-Probiotika sinnvoll sein. Drei Effekte sind dabei besonders relevant:

  1. Erstbesiedelung: Fehlen Bifidobakterien im Darm eines Säuglings, sind Probiotika für die Erstbesiedelung entscheidend. Sie initiieren den Aufbau eines gesunden Mikrobioms, was für die Entwicklung des Immunsystems und eine effiziente Verdauung wichtig ist.
  2. Diversifizierung: Enthält das Mikrobiom eines Säuglings Bifidobakterien, aber in nicht optimaler Vielfalt oder Zusammensetzung, können Probiotika zur Diversifizierung beitragen. Verschiedene Bifidobakterienstämme bereichern das Mikrobiom, was die Verdauung und das Immunsystem des Babys unterstützt.
  3. Temporärer Effekt: Probiotika können generell auch kurzfristige, aber signifikante Vorteile bieten. Sie unterstützen die Verdauung und helfen bei Beschwerden wie Durchfall oder Blähungen. Das trifft auch auf andere Bakteriengattungen zu, die sich nicht dauerhaft im Darm ansiedeln, wie z.B. Laktobazillen.

Unterschiede zu Erwachsenen-Probiotika

Baby-Probiotika sind einzigartig in ihrer Fähigkeit, das Darmmikrobiom nachhaltig zu verändern. Bei Erwachsenen sieht das anders aus.

Probiotische Nahrungsergänzungsmittel sind ursprünglich aus fermentierten Lebensmitteln entstanden und enthalten hauptsächlich Bakterien der Gattungen Lactobacillus (und ähnliche, wie Lacticaseibacillus) und Bifidobacterium. Die Sicherheit und Verträglichkeit dieser Bakterien wurde über Jahrzehnte hinweg bestätigt, weshalb sie nun als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar sind.

Bei Erwachsenen spielen jedoch auch hunderte andere Bakterienarten eine wichtige Rolle, die nicht als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar sind, weshalb es in der Regel nicht möglich ist, deren mikrobielles Gleichgewicht nachhaltig zu verändern.

Auswahl von Probiotika für Säuglinge

Bei der Wahl von Probiotika für Säuglinge ist die Auswahl spezifischer Bakterienarten entscheidend. Wichtige Kriterien sind:

  1. Das Produkt sollte Bifidobacterium enthalten.
  2. Es sollte verschiedene Arten von Bifidobacterium umfassen.
  3. Ideal sind die Arten B. infantis, B. breve, B. longum und B. bifidum, die eine effektive HMO-Verstoffwechselung aufweisen.
  4. Die Verabreichungsform sollte idealerweise als Tropfen erfolgen, besonders für ausschließlich gestillte Babys.
  5. Eine geringe Anzahl koloniebildender Einheiten (KBE), etwa 300 Millionen (3*10^8), ist ausreichend, um die Darmflora nicht zu überlasten, im Gegensatz zu höher dosierten Erwachsenen-Probiotika.