Mikrobiom-Superheldinnen: Stillen und die geheimen Kräfte der Muttermilch

Mikrobiom-Superheldinnen: Stillen und die geheimen Kräfte der Muttermilch

Stillen ist ein wesentlicher Aspekt der frühkindlichen Ernährung, der zahlreiche Vorteile für sowohl Mutter als auch Kind bietet. Muttermilch ist die beste Nahrungsquelle für Säuglinge, da sie alle essentiellen Nährstoffe für ein gesundes Wachstum und Entwicklung enthält (1). Neben ihren ernährungsphysiologischen Vorteilen spielt das Stillen auch eine Schlüsselolle bei der Beeinflussung der Gesundheit des Kindes, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der Mikrobiota.

 

Studien haben gezeigt, dass das Stillen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Mikrobiota des Kindes hat und zur Etablierung einer gesunden mikrobiellen Gemeinschaft im Darm beiträgt (2). Muttermilch enthält verschiedene Prä- und Probiotika, die zur Entwicklung der Darmmikrobiota des Säuglings beitragen, einschließlich Humanen Milch-Oligosacchariden (HMOs), die als Präbiotika wirken (3). HMOs fördern das Wachstum von nützlichen Bakterien im Darm, vor allem Bifidobacterium, und hemmen das Wachstum schädlicher Bakterien, wodurch die Gesundheit des Säuglings verbessert wird (3).

 

Es ist auch wichtig zu beachten, dass Antibiotikatherapien während der Schwangerschaft und Stillzeit die Anzahl der nützlichen Bakterien in der Muttermilch drastisch reduzieren können (4). Studien haben gezeigt, dass Antibiotika die Anzahl von Lactobacillus- und Bifidobacterium-Bakterien in der Muttermilch senken, was sich nachteilig auf die Entwicklung der Darmmikrobiota des Kindes auswirken kann. Der Einsatz von Antibiotika während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte daher immer genau geprüft werden und nur stattfinden wenn medizinisch notwendig.

 

Stillen bietet nicht nur gesundheitliche Vorteile für das Kind, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Mutter. Es kann das Risiko von Brust- und Eierstockkrebs senken und fördert auch den postpartalen Gewichtsverlust (5). Gleichzeitig fördert das Stillen auch die Freisetzung von Oxytocin, das die mütterliche Bindung fördert und Stress reduziert (6).

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen, um alle wichtigen Nährstoffe und einen optimalen Schutz für das wachsende Immunsystem zu gewährleisten. Nach diesen ersten sechs Monaten kann das Stillen in Kombination mit geeigneten Beikostnahrungsmitteln fortgesetzt werden. Die WHO empfiehlt weiterhin, mindestens bis zum zweiten Lebensjahr oder darüber hinaus zu stillen, solange Mutter und Kind dies wünschen (7).

 

Falls das Stillen nicht möglich oder gewünscht ist, können Synbiotika eine wertvolle Hilfe sein. Sie unterstützen die Darmflora und das Immunsystem des Kindes, indem sie sowohl probiotische Bakterien als auch präbiotische Stoffe enthalten, die das Wachstum der nützlichen Bakterien fördern (6). Bei der Auswahl eines Synbiotikums sollte darauf geachtet werden, dass es speziell für Säuglinge und Kleinkinder entwickelt wurde und verschiedene Formen von HMOs enthält. Verschiedene Formen von HMOs sind sinnvoll, da sie unterschiedliche Funktionen im Körper des Babys erfüllen. Einige HMOs fördern gezielt das Wachstum bestimmter gesundheitsfördernder Bakterien, wie Bifidobacterium, während andere als Schutzbarriere gegen schädliche Bakterien wirken (8). Durch die Kombination verschiedener HMOs in einem Synbiotikum kann dieses eine hilfreiche Ergänzung sein, falls Stillen nicht möglich oder gewünscht ist.

 

Trotzdem bleibt Muttermilch die natürliche und optimale Nahrungsquelle für Babys. Sie ist von Natur aus reich an nützlichen Bakterien, HMOs und anderen wichtigen Nährstoffen, die für das Wachstum und die Entwicklung des Kindes unerlässlich sind. Daher ist es wichtig, das Bewusstsein für die Vorteile des Stillens zu fördern und Mütter in ihrer Entscheidung zu unterstützen, ihren Kindern einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen.

 

Quellen:

  1. BREASTFEEDING, S.O., et al., Breastfeeding and the Use of Human Milk. Pediatrics, 2012. https://pediatrics.aappublications.org/content/129/3/e827
  2. Yatsunenko, T., et al., Human gut microbiome viewed across age and geography. Nature, 2012. https://www.nature.com/articles/nature11053
  3. Bode, L., Human milk oligosaccharides: every baby needs a sugar mama. Glycobiology, 2012. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22513036/
  4. Arroyo, R., et al., Treatment of Infectious Mastitis during Lactation: Antibiotics versus Oral Administration of Lactobacilli Isolated from Breast Milk. Clinical Infectious Diseases, 2010. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20455694/
  5. The Historical, Psychosocial, and Cultural Context of Breastfeeding in the African American Community. Breastfeeding Medicine, 2021. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33449829/
  6. Ransjö-Arvidson, A.B., et al., Maternal analgesia during labor disturbs newborn behavior: effects on breastfeeding, temperature, and crying. Birth, 2001. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1046/j.1523-536x.2001.00005.x
  7. World Health Organization. (2021). Breastfeeding. https://www.who.int/health-topics/breastfeeding
  8. Donovan, S. M., & Comstock, S. S. (2016). Human Milk Oligosaccharides Influence Neonatal Mucosal and Systemic Immunity. Annals of Nutrition and Metabolism, 69(Suppl. 2). https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28103609/

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